PCT Permit – Das Glück mit der Bewerbung

von | Feb 15, 2019 | 12 Kommentare

Um auf dem Pacific Crest Trail zu wandern braucht man ein Permit, welches einem erlaubt auf dem PCT zu reisen und zu campen. Auf der Webseite der PCT Association (PCTA) gibt es dafür viele hilfreiche Tipps, die während des Bewerbungsprozesses jedoch nur bedingt weiterhelfen. 

Warum es so schwierig ist ein Permit für den PCT zu bekommen und warum man verdammt viel Glück beim Bewerbungsprozess braucht, zeige ich euch in diesem Beitrag.

Der Bewerbungsprozess

Für die Bewerbung eines PCT Permits von Mexiko nach Kanada gibt es zwei wichtige Daten: der 14. November und der 15. Januar. An diesen beiden Tagen werden 19:30 deutscher Zeit (10:30 a.m. Pacific Time) Plätze für das neue PCT Jahr freigeschaltet. Am 14. November werden 35 Plätze pro Tag und am 15. Januar 15 weitere Plätze pro Tag freigegeben. Das bedeutet es werden pro Tag maximal 50 Permits ausgestellt. Hintergrund für diese Maßnahme ist der Schutz der Natur, was ich vollkommen begrüße.

Da es jedoch nur ein vergleichsweise geringes Zeitfenster für den Start des PCT gibt, sind die Plätze vom 01. April bis zum 12. Mai sehr begehrt. Diese 6 Wochen werden als optimales Zeitfenster für den Start des PCT gesehen. Startet man früher, kann in den Sierras (welche man nach ca. 7 Wochen erreicht) noch zu viel Schnee liegen, sodass diese nicht passierbar sind. Startet man zu spät, kann ein früher Wintereinbruch ende September in Washington zu einer echten Gefahr werden. 

In diesem Zeitfenster von 6 Wochen stehen also 2.100 Plätze zur Verfügung. Laut PCTA Statistik wurden jedoch allein im Jahr 2018 für eine komplette Wanderung von Mexiko nach Kanada 4.506 Permits vergeben. Wenn man sich nun ein Startdatum wie ich ausgesucht hat (7. April), stehen die Chancen ein Permit für diesen diesen Tag zu bekommen bei unglaublichen 1,11%. Naja, besser als nichts.

Mein erster Versuch

Es ist der 14. November 2018 19:20 Uhr deutscher Zeit und ich schalte meinen Computer ein. Es wird empfohlen nicht zu früh auf die Webseite zu kommen, da man dadurch keinen Vorteil hat. Wer vor 19:30 (10:30 a.m. Pacific Time) auf die Webseite kommt, erhält einen zufällig Platz in der Warteschlange.

Ich gehe kurz vor halb acht auf die PCT Permit Bewerbungsseite und es öffnet sich ein Bildschrim mit Timer und dem Hinweis, dass bereits 19:10 Uhr mehr als 2.000 Leute in der Warteschlange sind. Oha… na ob das gut geht. 

Die Warteschlange

Punkt 19:30 erhalte ich meine Nummer in der Warteschlange… es ist Platz 3.613, meine geschätzte Wartezeit beträgt mehr als einer Stunde…. Ich überschlage kurz meine Chancen für den 7. April und komme zu dem Schluss, dass es eigentlich unmöglich ist. 

Bewerbungsprozess für das PCT Permit
Bewerbungsprozess für das PCT Permit

Nach einer Stunde und 55 Minuten bin ich endlich an der Reihe. Inzwischen sind jedoch alle freigegebenen Plätze im April belegt. Ich gehe zurück in den März und vor in den Mai. Auch hier sind fast alle Plätze belegt. Hinzu kommt, dass man sich verdammt schnell entscheiden muss.

Ich sehe, dass am 23. März erst 26 Plätze belegt sind und überlege ob ich so früh starten soll. Nach ein paar Sekunden entscheide ich mich dazu, will das Datum anklicken und erhalte die Meldung, dass die 35 Plätze für diesen Tag ebenfalls belegt sind. Zu diesem Zeitpunkt sind alle freigegebenen Plätze vom 10 März bis zum 25 Mai voll. Das war wohl nichts.

Ruhig bleiben und Alternativen suchen

Verwirrung, Enttäuschung, Wut und etwas Panik steigen in mir auf. Ich versuche dennoch Ruhe zu bewahren und mir Alternativpläne zu überlegen. Ein Blick auf die PCT Webseite hilft mir die Folgenden Überlegungen anzustellen. 

  • Plan A: Ich warte bis zum 15. Januar und bekomme mit etwas Glück ein Permit zum passenden Startdatum.
  • Plan B: Empfohlene Vorgehensweise auf der PCTA Webseite, sollte man kein Permit zum Wunschtermin erhalten: Ich starte weiter nördlich ab Meile 152 am Pines to Pals Scenic Byway CA SR 74. Das ist der erste Punkt hinter der mexikanischen Grenze, für den die „max. 50 Permits pro Tag“ Regel nicht mehr gilt. Hier kann man sich also in Ruhe sein Startdatum aussuchen, südlich zur mexikanischen Grenze wandern und anschließend zum Startpunkt zurück trampen, um weiter Richtung Kanada zu gehen.
  • Plan C: Ich starte nicht wie geplant an der mexikanischen Grenze  sondern von der kanadischen und wandere südwärts (Southbound) von Kanada nach Mexiko.

Für mich kommen eigentlich nur Variante eins und zwei in Frage. Nun gilt es bis zum 15. Januar zu warten. Sollte ich kein Permit bekommen, werde ich Plan B in Betracht ziehen und etwas weiter nördlich starten.

Mein zweiter Versuch

Es ist der 15. Januar 2019 und ich bin verdammt aufgeregt. Um meine Chancen zu erhöhen greife ich die Trickkiste – eigentlich machen es alle so und ich habe ein unwohles Gefühl, dass man sowas machen muss, um überhaupt eine Chance zu haben. Der Trick sieht folgendermaßen aus: Öffne die Bewerbungsseite in 4 unterschiedlichen Browsern, um 4 Identifikationsnummern für die Warteschlange zu bekommen.

Bewerbung für das PCT Permit in mehreren Browsern
Bewerbung für das PCT Permit in mehreren Browsern

Hat es geholfen? Nicht wirklich… mein bester Warteschlangenplatz ist 2.913. Die anderen drei Warteschlangenplätze sind in den hinteren Dreitausendern angegliedert… Das fängt echt gut an und ich beschließe mein Zeitfenster zum Starten auf 6 Wochen zu erweitern. Mein neuer Zeitrahmen liegt nun zwischen dem 25. März und dem 05. Mai. 

Nach knapp einer Stunde komme ich ins Bewerbungsportal und sehe, dass der komplette April bis zum 15 Mai ausgebucht ist – Mist! Im März ist am 19. ein Platz frei! Das liegt zwar nicht in meinem Zeitrahmen aber ich will mich schnell entscheiden, bevor der Platz weg ist.

Ich schlage zu, Permit in der Tasche! Bääääm! Ich gehe durch den Bewerbungsprozess, erhalte eine Bestätigungs-E-Mail und bin überglücklich. Jetzt habe ich mir ein Bier verdient – Prost.

Glück im richtigen Moment – mein neues Startdatum

Am nächsten Tag habe ich Spanisch Unterricht und will meinem Spanischlehrer zeigen wie das mit dieser Permit Bewerbung abläuft. Damit er es besser versteht, hole ich mein Smartphone aus der Tasche und gehe auf die PCT Permit Bewerbungsseite. Als ich die Kalenderübersicht aufmache traue ich meinen Augen nicht! Am 5. April ist ein Platz frei!

PCT Bewerbung - freier Platz im Kalende
PCT Bewerbung – freier Platz im Kalende

Ich lasse alles stehen und liegen, logge mich im Bewerbungsportal mit meinen Daten aus der Bestätigungs-E-Mail ein und versuche mein Startdatum zu ändern. Es funktioniert! Mein neues Startdatum ist der 5. April.

Keine 5 Minuten später ist mein freigegebener Platz am 19. März von jemand anderem belegt. Ich sag mal so: Verdammt viel Glück gehabt… 😀 Nach zwei Wochen ist mein Permit im Bewerbungsportal zum Download freigegeben! YIIIHAAAA!

Fazit

Ich muss ehrlich gestehen, dass mich dieser ganze Bewerbungsprozess viel Energie gekostet und einen ziemlichen Druck aufgebaut hat. Nicht zu wissen wann es endlich losgeht und ob es überhaupt losgeht ist sehr nervenaufreibend. Auf der anderen Seite haben viele deutsche Wanderer ohne Probleme ein Permit zum Wunschtermin erhalten.

Um ein PCT Permit zu bekommen braucht man also etwas Glück, Geduld, einen Plan B und ein breites Zeitfenster in dem man bereit ist zu starten (mindestens 6 Wochen). Bleibt also flexibel und hofft auf das Beste!

UPDATE: Auf meinem PCT 2019 habe ich Patrick aus Karlsruhe kennengelernt. Sein Trailname war „The First One“. Warum? Er war am 14. November 2018 der Erste in der Warteschlange und hatte ALLE möglichen Starttermine zur freien Auswahl. Es gehört also wirklich eine ordentliche Portion Glück zu dazu.


Ich hoffe ich konnte euch mit diesem Beitrag einen kleinen Einblick in meinen Bewerbungsprozess für ein PCT Permit geben. Falls euch dieser Beitrag gefallen hat, freue ich mich über einen Like, ein Herz oder ein Lächeln auf eurem Gesicht. Falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, freue ich mich auf eure Kommentare.

Liebe Grüße, Martin

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Hi, I’m Martin and I love hiking.

I did my first big hike on the Camino de Santiago in 2012. Since then, I’ve just loved being out on trails. Read more

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