Die fünfte Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber und ich hatte meine ersten Grenzerfahrungen. In PCT Woche 5 ging es von Big Bear ab Meile 284 bis nach Wrightwood Meile 372. Falls du den Beitrag der vierten Woche verpasst hast, hier geht es zum Beitrag: PCT Woche 4.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Karte – Pacific Crest Trail Woche 5
- 2 Tag 29: Die 300 Meilen Marke im Visier
- 3 Tag 30: Wellnesstag an den Hots Springs
- 4 Tag 31: Silverwood Lake
- 5 Tag 32: McDonald’s und Subway in Cajon
- 6 Tag 33: Der Anstieg zum Wright Mountain
- 7 Tag 34: Ankunft in Wrightwood
- 8 Tag 35: Resupply und zurück auf den Pacific Crest Trail
Karte – Pacific Crest Trail Woche 5
- Distanz 136 km
- Zeit 34 h 6 min
- Geschwindigkeit 4.0 km/h
- Min Höhe 907 m
- Gipfel 2571 m
- Aufsteigen 3997 m
- Absteigen 3900 m
- Distance Instructions
Tag 29: Die 300 Meilen Marke im Visier
Tag: 03. Mai 2019
Distanz: 17 mi, 27,2 km
Kumuliert: 301 mi, 481,6 km
Am nächsten Morgen untersuchen wir den Campground nach Spuren ab, finden jedoch nichts brauchbares. Die Nacht steckt noch in den Knochen und Nils ist sich nicht sicher, welches Tier vor seinem Zelt geknurrt hat. Es geht also wieder auf den PCT.
Ein paar Meilen nach der ersten Pause knicke ich mir mein rechtes Fußgelenk um und sacke vor Schmerzen zusammen. Die anderen Fragen ob alles in Ordnung ist und ich murmle, dass es ok ist. Ich stehe auf und merke noch immer den Schmerz. Gebrochen ist nichts aber es fühlt sich gestaucht an. Langsam gehe ich weiter. Nach weiteren Meilen komme ich an einen Bach mit guter Strömung an. Lila und Débo machen gerade Pause. Ich setze mich dazu und lege meinen geschwollenen Fuß ins eiskalte Wasser.
Der Schmerz lässt etwas nach und ich versuche mein Bestes auf dem Trail. An der Deep Creek Bridge laufen Nils und ich weiter. Lila und Débo bleiben dort zum Campen. Ich brauche einen guten Tagesabschluss, denn mein Fuss schmerzt noch immer. Meine Belohnung: die 300 Meilen Marke auf dem PCT. Nachdem wir diese erreicht haben, suchen wir uns einen Campspot und ich schlafe zufrieden ein.
Tag 30: Wellnesstag an den Hots Springs
Tag: 04. Mai 2019
Distanz: 12 mi, 19,2 km
Kumuliert: 313 mi, 500,8 km
Heute ist ein entspannter Tag angesagt, denn die Deep Creek Hot Springs stehen auf dem Plan. Die Hot Springs sind natürliche Quellen mit heißem Wasser und ein beliebtes Ausflugsziel. Vorher müssen jedoch 8 Meilen zurück gelegt werden.
Lila und Débo holen Nils und mich am Campground ein und wir machen gegen 11 Uhr eine erste Pause an einem paradiesischen Ort mit Fluss und kleinen Wasserfällen. Die Sonne brennt auf uns nieder und ich zögere keine Sekunde: Klamotten aus und rein ins kalte Wasser. Eine gute Erfrischung und ich lasse mich anschließend auf einem großen Stein von der Sonne trocknen. Ich bin entspannt wie an einen Wellnesstag mit Saunabesuch. Gegen 13:00 Uhr geht es weiter Richtung Hot Springs.
An den Hot Springs angekommen bin ich mehr als froh schon vorher gebadet zu haben. Viele Menschen, überall Müll und Kackhaufen mit Klopapier in den Büschen. Ich lasse den anderen den Vortritt zu den Hot Springs, suche mir ein Plätzchen am Strand und beschließe zu schlafen. Die anderen drei inspizieren die Hot Springs und sind begeistert. Ich verzichte… Nach ein paar Stunden Entspannung geht es weiter aus dem PCT.
Es gibt wieder einen fantastischen Sonnenuntergang zu sehen und wir schlagen am Strand des Mojave River Forks Damm unser Lager auf. Nils und ich Cowboycampen, Lila und Débo bauen ihre Zelte auf.
Tag 31: Silverwood Lake
Tag: 05. Mai 2019
Distanz: 15,1 mi, 24,16 km
Kumuliert: 328,1 mi, 524,96 km
Heute geht es am Silverwood Lake entlang. Ein Stausee mit schönen Stränden, die jedoch mit Müll übersät sind. Egal, wir machen eine lange Pause und entspannen am See.
Ein Campingplatz liegt direkt am Silverwood Lake und wir beschließen dort zu Campen. Das Highlight des Campgrounds: man kann Pizza bestellen. 40$ für eine Pizza und ein Sixpack Bud Light… man lebt nur einmal.
Tag 32: McDonald’s und Subway in Cajon
Tag: 06. Mai 2019
Distanz: 15,5 mi, 24,8 km
Kumuliert: 343,6 mi, 549,76 km
Es gibt für diesen Tag nur ein erklärtes Ziel: der McDonald’s in Cajon. Es gibt Internet und eine kleine Tankstelle nebenan, um etwas Essen zu kaufen. Im McDonald’s angekommen Frage ich ob es Veggiburger gibt und werde von der Verkäuferin kopfschüttelnd wie ein Alien angeschaut. Auf zu Subway auf der anderen Straßenseite, ich hab hunger.
Bei Subway holen wir uns leckere Sandwiches, haben aber kein Internet. Anschließend also zurück zu McDonald’s, wo ich mir einen Erdbeer Milchshake gönne. Genial!
Anschließen gehen wir noch eine knappe Meile und schlagen unsere Zelte auf. Morgen ist ein anstrengender Tag.
Tag 33: Der Anstieg zum Wright Mountain
Tag: 07. Mai 2019
Distanz: 18,1 mi, 28,96, km
Kumuliert: 361,7 mi, 578,72 km
Heute steht ein harter Tag an: 18 Meilen (29km) mit einem Anstieg von 3.000 Fuß (914 Meter) auf 8.100 Fuß (2500 Meter). Der Morgen ist feucht, kalt und neblig. Ich überlege, wie ich mir den Anstieg so angenehm wie möglich gestalten kann.
Es gibt nur eine Lösung: 90iger Happy Hardcore. Ich lade eine Playlist “Best of Scooter” auf Spotify und fliege den Berg hinauf. “Yeheheaaa, yeeehee always Hardcore” dröhnt es in meinen Ohren. Manchmal muss man zu radikalen Lösungen greifen, auch wenn es trashig ist.
Nach 18 Meilen komme ich an einem Campspot an und bin total fertig. Es wird kalt und verdammt windig. Wir machen ein Feuer, doch es wird nicht wärmer. Zelt aufbauen und so schnell in den Schlafsack wie möglich. Ich ziehe alle Sachen an die ich in meinem Rucksack habe, doch der kalte Wind geht durch alle Sachen hindurch.
Gegen 1:00 Uhr nachts wache ich mit extremen Schüttelfrost auf und brauche fast 30 Minuten um mich zu beruhigen. Es ist eiskalt und der Wind bläst noch immer mit voller Wucht in mein Zelt. Ich hole meine Alu-Rettungsdecke aus meinem Rucksack und wickle mich im Schlafsack darin ein. Es wird etwas besser und ich schlafe irgendwie ein. Ich fühle mich platt, ausgelaugt und fertig. Ich fühle, dass ich am Limit bin. Morgen sind es nur ein paar Meilen.
Tag 34: Ankunft in Wrightwood
Tag: 08. Mai 2019
Distanz: 7,4 mi, 11,84 km
Kumuliert: 369,1 mi, 590,56 km
Ich wache auf und fühle mich einfach nur schlecht, kaputt und schwach. 7,4 Meilen bis zur Straße nach Wrightwood, eine Strecke auf der ich mich an diesem Tag quäle. Jeder Schritt schmerzt und ich fühle mich ausgebrannt. Zum Glück steht ein Ruhetag an.
An der Straße versuchen wir nach Wrightwood zu trampen. Der Sheriff hält in seinem riesigen Wagen an, steigt aus und meint trocken: “Springt rein! Ihr bekommt nie wieder die Chance in einem Polizeiauto ohne Handschellen herumgefahren zu werden.” Wir schauen uns an und haben alle ein Grinsen im Gesicht. Der Sheriff fährt uns nach Wrightwood. Anschließend Essen und entspannen. Ich brauche Ruhe und Schlaf.
Tag 35: Resupply und zurück auf den Pacific Crest Trail
Tag: 09. Mai 2019
Distanz: 2,5 mi, 4 km
Kumuliert: 371,6 mi, 594,56 km
Am nächsten Morgen wache ich auf und will das Bett nicht verlassen. Check Out ist 11:00 Uhr, dann frühstücken und anschließend Resupply. Der Supermarkt in Wrightwood ist ziemlich teuer. Ich komme auf 146$ für fünf Tage Essen.
Bevor es wieder auf den PCT geht gönnen wir uns alle ein Bierchen in der Wrightwood Brew, der lokalen Brauerei und kommen mit anderen Hikern ins Gespräch. Auf dem Weg zur Hauptstraße passieren wir die örtliche Bücherei. Ein magischer Ort, an dem wir eine weitere Stunde verbringen. Hier gibt es neben Büchern die Katze Kali, die permanent gestreichelt werden will, Schildkröten und Vogelspinnen.
Gegen 17:00 Uhr geht es zurück aus den Trail und wir laufen noch 2,5 Meilen zu einem Campingplatz, der jedoch noch offiziell geschlossen ist. Zeltaufbau, essen, schlafen, gute Nacht. Morgen wird ein harter Tag und das Wetter soll umschlagen. Es sollen und Regen, Schnee und Eis erwarten.
Die fünfte Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber und ich habe kurz vor Wrightwood eine höllische Nacht erlebt. Seid gespannt wie es weiter geht. Hier geht es direkt zur Woche 6.
Falls euch dieser Beitrag gefallen hat, freue ich mich über ein Like, ein Herz oder ein Lächeln auf eurem Gesicht. Falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, freue ich mich auf eure Kommentare.
Liebe Grüße, Martin