Die neunte Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber und es ging von Meile 618 bis nach Kennedy Meadows. Was alles in PCT Woche 9 passiert ist, erfahrt ihr in diesem Beitrag. Falls ihr den Beitrag der achten Woche verpasst habt, hier geht es zum Beitrag: PCT Woche 8.
Tag: 01. Juni 2019 Distanz: 17.6 mi, 28,16 km Kumuliert: 635.3 mi, 1.016,48 km
Ich mache mich heute früh auf den Weg, denn mein Plan ist es mindestens 20 Meilen (ca. 32 km) zu laufen. Es gibt kaum Schatten und die Sonne brennt auf mich herunter. Ich erreiche die 1.000 km Marke und jeder meiner Schritte ist von Schmerzen begleitet. Dennoch – 1.000 km gewandert! Es fühlt sich gut und komisch, denn das ist eine verdammt lange Strecke. Dennoch ist es auf dem PCT nicht einmal ein Viertel des gesamten Weges.
Dieser Gedanke hängt nach. Ich möchte eine Pause machen, um die Aussicht zu genießen, gehe jedoch weiter und sage mir: „Ich muss weiter laufen, sonst schaffe ich die heutigen 20 Meilen nicht„. Ein innerer Konflikt bricht aus. Ich erinnere mich an meinen Traum von vor zwei Tagen: Ich sitze am Flughafen in Deutschland und freue mich auf den PCT, bin aber noch nicht gestartet… Ich zwinge mich daher eine Pause zu machen und schreibe folgendes in mein Notizbuch:
„Ich sitze gerade in der Wüste, 23 Meilen vor dem Walker Pass. Ich habe Angst das Ziel nicht zu erreichen, nicht in Kanada anzukommen.
Was ist mir wichtig? Auf dem Trail die Natur, Menschen und alles was dazu gehört zu genießen oder ist es das ultimative Ziel in Kanada anzukommen? Mit dem Ziel im Kopf in Kanada anzukommen entsteht ein höllischer Druck. Ich habe gerade die 1.000 km Marke überschritten, kann mich nicht freuen und denke nur an das Ziel…
Ich will das nicht. Das Ziel sollte, nein, muss ein Bonus sein. Ich will den Weg genießen, in jedem Schritt mein „Ich“ fühlen und mit dem Weg verschmelzen. Vielleicht schaffe ich das. Ich habe noch 3.300 km vor mir. Ich versuche im „Jetzt“ zu laufen.“
Danach sitze ich für ca. 30 Minuten auf einem Stein und schaue auf die atemberaubende Landschaft.
Andrew „Enterprise“ kommt vorbei und wir grüßen uns. Ich freue mich ihn zu sehen, denn er ist einen Tag nach mit gestartet. Nach meiner Pause wandere ich weiter und sehe 20 Minuten später das Zeichen meiner Trailfamily auf dem Boden (ein Viereck mit Punkt in der Mitte). Eine weitere Pause mit Mockingjay und Rabbit Rabbit, die ich dankend annehme.
Anschließend geht es langsam und entspannt weiter. Ein steiler Anstieg am Abend liegt vor mir und ich merke, dass ich die angestrebten 20 Meilen heute nicht schaffen werde. Das ist für mich in diesem Augenblick zum Glück auch nicht mehr wichtig.
Tag 58: Walker Pass und ein Wiedersehen mit Caminofreunden
Tag: 02. Juni 2019 Distanz: 16 mi, 25,75 km Kumuliert: 651.3 mi, 1.048,16 km
Mein Wecker klingelt sehr früh, denn ich versuche 14:00 am Walker Pass zu sein, um meine beiden Freunde Barb und Kenn vom Jakobsweg wiederzusehen. Mir geht es an diesem Morgen nicht gut und ich habe Magenprobleme. Zur Not werfe ich eine Imodium Akut ein und hoffe auf eine schnelle Wirkung. Gegen 5:30 beginnt es zu dämmern und ich habe 16 Meilen vor mir. Ich kann die Strecke bis 14:00schaffen.
Der Sonnenaufgang ist heute magisch und da es noch so früh ist, sehe ich keine anderen Wanderer. Gegen 8:00 mache ich eine kurze Teepause. Danach komme ich gut voran und laufe mit dem Rhythmus 2,5 h schnell wandern und anschließend 30 Minuten Pause machen. 14:10 Uhr erreiche ich Walker Pass. Meine Freunde sind noch nicht da aber es gibt Trailmagic. Für einen Witz oder ein spontanes Haiku bekommt man ein kaltes Bier. Ich krame den einzigen und schlechtesten Witz aus der mir einfällt und nehme das eiskalte Bier feierlich entgegen.
Ein paar Minutes später kommen Ken und Barb um die Ecke. Ich freue mich riesig sie zu sehen und wir fahren mit ein paar anderen Wanderern nach Ridgecrest. Ich schreibe Oilking, der sein Paket erfolgreich in Onyx abgeholt hat, und wir treffen uns mit Ken und Barb in einem Restaurant zum Mittagessen. Es tut gut Oilking wiederzusehen und wir erzählen Ken und Barb was wir alles in den letzten Wochen erlebt haben.
An diesem Tag gibt es viel zu koordinieren, Rabbit Rabbit und Mockingjay sind auch in Ridgecrest eingetroffen und fahren mit Oilking zum Trailangel Laura (Pancakes). Seashells und Lawrence of Cascadia sind noch am Walker Pass. Ken, Barb und ich machen daher noch eine Tour, um die beiden vom Walker Pass abzuholen. Ein tolles Wiedersehen, auch wenn wir uns nur ein paar Tage nicht gesehen haben.
In diesem Augenblick sehe ich auch Biskit wieder, den ich das letzte Mal in Hiker Heaven gesehen habe. Wir fahren alle glücklich und erschöpft nach Ridgcrest, checken in ein Super8 ein und lassen den Abend mit Pizza, Bier und Geschichten vom PCT ausklingen.
Tag 59: Ruhetag in Ridgecrest
Tag: 03. Juni 2019 Distanz: 0 mi, 0 km Kumuliert: 651.3 mi, 1.048,16 km
Am Morgen gibt es ein ausgiebiges Frühstück im Super8 mit anschließendem Gruppenfoto. Danach fahren wir mit Ken und Barb zu Walmart, um uns mit Lebensmitteln für die nächsten drei Tage bis Kennedy Meadows einzudecken.
Ich bin auch auf der Suche nach ordentlichen Pflastern, Verbandsmaterial und Desinfektionsmittel, da sich meine Blasen an den Füßen nicht verbessert haben. Um ehrlich zu sein ist es nicht so einfach gutes Verbandsmaterial zu finden. Zumindest wenn man nicht weiß, wonach man suchen soll – die meisten Pflaster in den USA kleben einfach nicht richtig.
Nach dem Großeinkauf bei Walmart (Ja, man kann in einem normalen Supermarkt Waffen kaufen – siehe Fotogalerie) fahren wir gemeinsam zum Trailangel Laura (Pancakes), wo Rabbit Rabbit, Mockingjay und Oilking übernachtet haben und wir verabschieden uns alle von Ken und Barb.
Bevor es zurück zum Trail geht, wollen wir uns alle den Bauch vollschlagen und statten dem mexikanischen Restaurant „Casa Corona“ einen Besuch ab. Hier gibt es große Portionen und eiskaltes Bier. Nach dem Essen geht es per Anhalter zurück zum Walker Pass.
Tag 60: ein unerwarteter Ruhetag
Tag: 04. Juni 2019 Distanz: 0 mi, 0 km Kumuliert:651.3 mi, 1.048,16 km
Ich stelle mir den Wecker extra früh, da meine Blasen nicht besser geworden sind und ich dadurch langsamer laufen werde als die Anderen. Ich packe daher alles zusammen und bin gegen 06:30 startklar.
Auf einmal steht der Trailangel „Hobo Joe“ vor mir und fragt mich mit einem verlegenen Lächeln, ob ich ein Frühstück mit Spiegelei und einen frisch gebrühten Kaffee haben möchte. Ich kann nicht anders als „JA“ sagen. Es ist um mich geschehen und ich trinke meinen ersten Irish Coffee Punkt 07:00.
Ich werde diesen Tag keinen Meter laufen und bin in guter Gesellschaft. Wir beschließen alle zu entspannen, Bier zu trinken, Eis zu essen und Spiele zu spielen. Es ist pure Magie und wir genießen den Ruhetag, bevor es am nächsten Morgen „wirklich“ die letzten Etappen nach Kennedy Meadows, dem offiziellen Ende der Wüste, geht.
Tag 61: Besorgnis um meine Füße
Tag: 05. Juni 2019 Distanz: 21.5 mi, 34,6 km Kumuliert: 672.8 mi, 1082,76 km
Ich starte an diesem Morgen zusammen mit Seashells, da wir die langsamsten sind und etwas Vorsprung aufbauen wollen. Es geht direkt über den Walker Pass und anschließend einen 10 km steilen Anstieg bergauf.
Oben angekommen, machen wir eine Pause und werden auch schon von Lawrence of Cascadia, Oilking, Rabbit Rabbit und Mockingjay eingeholt. Nachdem es weitergeht, falle ich zurück. Meine Blasen schmerzen unheimlich und ich muss mehrere Male anhalten, um meine Füße zu verarzten. In dieser Gegend ist das nicht so einfach, da es kein Wasser zum Waschen der Wunden gibt.
Ich komme an diesem Tag nur langsam voran und quäle mich den letzten Anstieg zum Camspot hinauf. Als ich Camp ankomme, ziehe ich meine Schuhe aus, werfe einen Blick auf meine Blasen und Zweifel kommen auf. Ich weiß nicht, was ich von den Wunden halten soll. Sie sind dreckig und voller Sand.
Ich hinke zu Lawrence of Cascadia und frage ihn was er davon hält und ob es etwas Schlimmeres werden könnte. Er schaut mich an und sagt nur kurz und knapp „No man, it’s OK!“ In seinen Augen sehe ich, dass er besorgt ist und es wahrscheinlich schlimmer aussieht als ich mir eingestehen möchte.
Tag 62: Ein kleines Wunder
Tag: 06. Juni 2019 Distanz: 20.7 mi, 33,3 km Kumuliert: 693.5 mi, 1116,08 km
Es geht an diesem Morgen wieder früh los und es ist die vorletzte Etappe vor Kennedy Meadows. Meinen Füßen geht es schlecht und jeder Schritt ist purer Schmerz. Ich brauche für die ersten 6 Meilen (ca. 10 km) knapp 4 Stunden und es geht nur bergab. Es ist ein purer Kampf mit meinem Körper und mir inmitten einer unwirklichen und menschenfeindlichen Gegend. 11:00 komme ich am Chimney Creek an und kann mein Glück nicht fassen. Der kleine Bach führt fließendes und sauberes Wasser.
Da die Sonne auf mich herunterbrennt, setzte ich mich in den Schatten eines Baumes und beschließe eine lange Pause einzulegen und mich zu verarzten. Ich suche meine Verbandssachen und begebe mich zum Wasser. Ein Stein am Rand dient mir als Sitzgelegenheit und ich beginne meine Wunden zu säubern. Es dauert eine Weile, bis sie gewaschen sind und mit Glück stelle ich fest, dass nichts in die tieferen Hautschichten eindringen konnte. Ich blicke zufrieden auf rosafarbenes Fleisch und bin bereit meine Füße zu versorgen.
Mit viel Gefühl und Sorgfalt beginne ich mit der Prozedur. Nach einer Stunde sind meine Füße so stark mit Pflaster und Tape abgeklebt, dass ich theoretisch bis Kennedy Meadows wandern kann und nichts mehr an den Füßen machen muss. Anschließend gönne ich mir eine weitere Stunde Pause im Schatten und schlafe.
Gegen 13:30 bin ich bereit loszulaufen und es fühlt sich besser an. Die Schmerzen in meinen Füßen sind erträglich und es ist eine deutliche Verbesserung zum Morgen. Es liegt nun der letzte steile Anstieg nach Kennedy Meadows vor mir.
Nach ein paar Stunden fängt es an zu gewittern und ich gerate in einen Hagelsturm. In diesem Moment denke ich nur an meine Füße und hoffe, dass die Verbände halten und nicht aufweichen. Wie in Trance laufe ich den Berg hinauf und durch den Hagelsturm hindurch. Oben angekommen mache ich eine erneute Pause und trockne meine Sachen. Anschließend geht es Bergab ins Tal.
Als ich am ersten Campspot ankomme, sehe ich Oilking, Rabbit Rabbit und Mockingjay, die schon ihre Zelte aufgeschlagen haben. Ich beschließe weiterzulaufen, da ich gerade keine Schmerzen in meinen Füßen habe. Mein Ziel ist es so weit zu laufen wie möglich, da ich nicht weiß, wie sich meine Füße am nächsten Morgen anfühlen werden.
Es ist dunkel als ich im Tal ankomme und mein Zelt aufbaue. Nach diesem harten Tag bin ich froh noch so weit gekommen zu sein und es gleicht einem kleinen Wunder. Morgen geht es nach Kennedy Meadows und es sind nur noch 8 Meilen zu laufen.
Tag 63: Ankunft in Kennedy Meadows und ein ernstes Gruppengespräch
Tag: 07. Juni 2019 Distanz: 8.7 mi, 14 km Kumuliert: 702.2 mi, 1130,1 km
Am nächsten Morgen wache ich etwas später auf und esse eine Kleinigkeit. Meine Füße schmerzen noch immer, doch sie fühlen sich besser an. Da kommen auch schon Oilking, Rabbit Rabbit und Mockingjay vorbei. Biskit taucht auch auf, der nur knapp 20 Meter neben mir hinter einem Gebüsch geschlafen hat. Wir machen uns alle auf nach Kennedy Meadows.
Die 8,7 Meilen (ca. 14 km) nehmen kein Ende und die Strecke kommt mir wie eine Ewigkeit vor. Dennoch erreichen wir gegen Mittag Kennedy Meadows, laufen gemeinsam ein und werden, wie alle Hiker, mit einem tosenden Applaus begrüßt. Als Erstes bestellen wir Bier und etwas zu Essen.
Die letzten Wochen waren nicht einfach zu wandern und auch in unserer Gruppe gab es Spannungen. Viele Hiker wandern in Gruppen, es gibt aber auch viele Hiker die allein wandern wollen. Ich gehöre definitiv zur ersten Kategorie.
Das Wandern in einer Gruppe ist für mich komfortabler, bietet Sicherheit und man hat vor allem mehr Spaß in der Gruppe. Man geht dadurch eine Art Beziehung mit seiner Trailfamilie ein, wo man einander vertraut und aufeinander zählen kann. Wie in jeder Beziehung können die Dinge aber auch kompliziert werden und das gilt auch für den PCT. Auf dem PCT gibt es dafür auch einen einfachen Grund:
Alle in einer Trailfamilie gehen tagtäglich an ihren Grenzen, sind hungrig, müde, haben Schmerzen und Erwartungen an sich und den Weg. Das Ergebnis ist, dass man in einer Gruppe viele Kompromisse eingehen muss und sich manchmal missverstanden oder nicht gehört fühlt. So auch bei uns.
Nach ein paar Bieren mit Mockingjay, Rabbit Rabbit und Oilking meinte Mockingjay dann schließlich „Wir müssen reden, bevor es weiter in die Sierra geht!“. Eine Ansage, die es in sich hatte. Es wurde auf den Tisch gepackt, was jeder zusätzlich zum Rucksackgewicht mit sich herumgeschleppt hat. Es wurde alles unausgesprochene ausgesprochen und gleichzeitig konnten wir uns als Gruppe sagen, warum wir zusammen wandern wollen.
Es war befreiend und gut für uns als Trailfamilie, denn am Ende konnten wir eines mit Gewissheit sagen: „Wenn es ernst wird, reißen wir uns den Arsch füreinander auf.“
Fazit
Die neunte Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber. Meine Füße schmerzen noch immer, aber wir sind in Kennedy Meadows angekommen. Die Gruppe spricht sich aus und leckt ihre Wunden. In den nächsten Tagen geht es ins Hochgebirge – die Sierra Nevada. Seid gespannt wie es auf dem PCT weitergeht.
Falls euch dieser Beitrag gefallen hat, freue ich mich über ein Like, ein Herz oder ein Lächeln auf eurem Gesicht. Falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, freue ich mich auf eure Kommentare.
Die achte Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber und war geprägt von unbeschreiblicher Trailmagic, Schmerzen und intensiven Träumen, die Fragen zum Trail aufwerfen. Es ging von Tehachapi bei Meile 550 bis zur Meile 618 irgendwo in der Wüste. Was alles passiert ist, erfahrt ihr in diesem Beitrag. Falls ihr den Beitrag der siebten Woche verpasst habt, hier geht es zum Beitrag: PCT Woche 7.
Tag: 25. Mai 2019
Distanz: 8 mi, 12,8 km
Kumuliert: 558 mi, 892,8 km
Am Morgen scheint die Sonne und wir trocknen unsere Sachen, die noch vom vorherigen Tag und von der Nacht nass sind. Anschließend geht es 8 Meilen bergab zur Straße nach Tehachapi.
Am Highway wartet bereits José und will uns in seinem Auto nach Tehachapi fahren. „Ich muss in 45 Minuten zur Arbeit und wollte vorher noch was Gutes tun.“ Dieses Trailangel Brauchtum auf dem PCT ist unfassbar toll. Danke José!
In Tehachapi bringt uns José zur Hiker Anlaufstelle „Wits‘ End“, wo wir von Dalton begrüßt werden. Wir versuchen herauszufinden wo wir die Nacht verbringen können. Da jedoch der Memorial Day bevorsteht gestaltet sich die Suche nicht so einfach.
Auf einmal stehen Rachel und ihre Tochter Tela im Raum. Rachel gibt uns ebenfalls Tips für Unterkünfte und Restaurants. Als wir auf dem Weg zum nächsten Restaurant sind, kommt Tela hinter uns hergelaufen und meint „Ihr könnt alle bei uns schlafen. Wir haben ein großes Haus und genug Platz.“ Wow. Noch mehr Trailmagic. Rabbit Rabbit, Mockingjay, Seashells, Lawrence of Cascadia, OilKing und ich (sechs Hiker) haben eine Unterkunft.
Nach einem Besuch in der örtlichen Bäckerei, dem Thai Restaurant „Thai Hatchape“ (Superlecker) und dem Supermarkt geht es zu Rachel und Tela, wo wir von Rachels Mann Ian, den drei Hunden Benjamin, Hawthorn und Olli, sowie der Katze Windy und dem Huhn Mrs. Maybell begrüßt werden. Als nächstes wird geduscht, Wäsche gewaschen und dann etwas gegessen. Wir bekommen alle wunderschöne Onesies als Leihsachen (loaner clothes) damit wir nicht nackt in der Wohnung herumlaufen müssen.
Tag 51 & 52: Zwei ungeplante Ruhetage in Tehachapi
Tag: 26. und 27. Mai 2019
Distanz: 0 mi, 0 km
Kumuliert: 558 mi, 892,8 km
Am nächsten Morgen gibt es eine Unwetterwarnung für den Raum Tehachapi mit starken Stürmen. Rachel meint sofort: „Bei diesem Wetter geht ihr die nächsten beiden Tage auf keinen Fall auf den Trail. Das ist zu gefährlich.“ Es gibt keine Widerrede von unserer Seite.
Anschließend fahren wir zum Supermarkt einkaufen, um den nächsten Teil auf dem PCT bis Walker Pass zu planen. Außerdem packen wir alle Essenspakete für die Sierra, da der Resupply in Kennedy Meadows sehr teuer werden kann.
Am Abend kocht Rachel für uns „Mac and Cheese„. Das ist eine US amerikanische Speise, mit der fast alle Kinder in den USA aufwachsen und sie lieben. Nach unseren ersten Erfahrungen mit Mac and Cheese auf dem Trail von den Firmen Kraft, Annie’s, Knorr und Co sind wir nicht wirklich überzeugt. Rachel ändert unsere Meinung jedoch sehr schnell.
Anschließend kommen Freunde von Ian und Rachel zu besuch und wir zelebrieren einen fantastischen Abend am Lagerfeuer mit Gitarre, Banjo und Musik.
Am nächsten Tag sitzen wir einfach nur vor dem Fernseher und schauen Filme, „Game of Thrones“ und entspannen.
Tag 53: Zurück auf den PCT
Tag: 28. Mai 2019
Distanz: 6,4 mi, 10,24 km
Kumuliert: 572 mi, 916,64 km
Am Morgen frühstücken wir alle ausgiebig und beschließen wieder zurück auf den Trail zu gehen, da sich das Wetter gebessert hat. Die zweite Tochter von Rachel und Ian ist Emma und macht zum Frühstück Marshmallows mit Ciniminis. Schmeckt verdammt gut und bringt Kalorien in den Körper.
Anschließend gibt es noch ein Abschiedsfoto und Rachel fährt uns wieder zurück zum Trail. Vielen Dank Rachel und Ian für eure Trailmagic. Es war einfach schön bei euch!
Zurück auf dem Trail geht es nach einem flachen Stück steil bergauf. Der Wind auf dem Berg ist so stark, dass man kaum vorwärts kommt. Ich kann mir nicht vorstellen, wie stark der Wind bei Unwetter bläst und bin froh den Sturm ausgesessen zu haben.
Nach 6,4 Meilen finde ich einen geschützten Campground und beschließe auf die anderen zu warten. Der Wind auf dem Berg ist so stark und kalt, dass ich meine Finger trotz Handschuhe kaum noch spüre. Die Anderen kommen auch total erschöpft und durchgefroren am Campground an und sind froh ihr Zelt aufbauen zu können. OilKing war an diesem Tag schneller unterwegs und ist zum nächsten Zeltplatz weitergelaufen.
Tag 54: Ein langer Tag auf dem PCT
Tag: 29. Mai 2019
Distanz: 20 mi, 32 km
Kumuliert: 592,9 mi, 948,64 km
Das Wetter ist gut und nach den Ruhetagen in Tehachapi habe ich gehofft, dass meine Blasen an beiden Füßen besser werden. Nach ein paar Meilen merke ich jedoch neue Blasen und ansteigende Schmerzen. Ich komme an diesem Tag sehr spät am Campground an und verarzte sofort meine Füße.
Tag 55: Lange Pausen und Schmerzen
Tag: 30. Mai 2019
Distanz: 9,2 mi, 14,72 km
Kumuliert: 602,1 mi, 963,36 km
Am Morgen laufe ich die ersten 6 Meilen ohne Pause und mache anschließend eine Frühstückspause mit Mockingjay und Rabbit Rabbit. Seashells und OilKing kommen kurz danach hinzu. Lawrence of Cascadia hat etwas länger geschlafen und kommt nach. Die Frühstückspause tat mir gut, ich kann danach jedoch kaum noch laufen. Die Blasen an meinen Füßen schmerzen einfach zu sehr.
Ich beschließe an diesem Tag keine größere Distanz zu laufen und baue mein Zelt am Robin Bird Spring mit Lawrence of Cascadia und Seashells auf. Die neuen Schuhe waren ein klarer Fehlkauf und ich werde meine Laufstrategie in den nächsten Tagen ändern müssen.
Tag 56: In der Ruhe liegt die Kraft
Tag: 31. Mai 2019
Distanz: 15,6 mi, 24,96 km
Kumuliert: 617,7 mi, 988,32 km
Ich beschließe an diesem Tag früher zu starten und laufe gegen 6:00 los, um die anderen einzuholen. OilKing hat ein Paket in Onyx und muss vor dem Wochenende dort sein. Rabbit Rabbit und Mockingjay sind am Vorabend auch ein paar Meilen weiter gelaufen als ich.
Gegen 11:00 hole ich die beiden ein und wir laufen nach einer kleinen Pause weiter. Der vor uns liegende Teil ist berüchtigt und in heißen Jahren gefürchtet. Es gibt kaum Wasserquellen und so gut wie keinen Schatten. Ich nehme so viel Wasser wie möglich mit. In diesem Fall bedeutet das 5 Liter Wasser.
Ich laufe entspannt um meine Füße zu schonen. In der Mittagspause starre ich gefühlt stundenlang in den Himmel und schaue den Wolken zu. Ich denke über einen Traum in der letzten Nacht nach: Ich sitze am Flughafen in Deutschland und freue mich auf den PCT, bin aber noch nicht gestartet.
Während ich den Wolken zuschaue frage ich mich, warum mein Unterbewusstsein denkt, dass ich nach 7 Wochen PCT noch in Deutschland bin. Es fühlt sich so an, als ob ich auf dem Weg noch nicht angekommen bin.
In diesem Augenblick stelle mir zum ersten Mal die Frage, wie ich diesen Weg laufen möchte.
Die achte Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber. Meine Füße schmerzen und ich bin unsicher über den weiteren Verlauf des Weges. Es geht dennoch weiter auf dem PCT und ihr könnt gespannt sein.
Falls euch dieser Beitrag gefallen hat, freue ich mich über ein Like, ein Herz oder ein Lächeln auf eurem Gesicht. Falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, freue ich mich auf eure Kommentare.
Die siebte Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber und es ging von Hiker Heaven bei Meile 455 bis kurz vor Tehachapi bei Meile 550. Was in PCT Woche 7 alles passiert ist, erfährst du in diesem Beitrag. Falls du den Beitrag der sechsten Woche verpasst hast, hier geht es zum Beitrag: PCT Woche 6.
Tag: 18. Mai 2019 Distanz: 11 mi, 17,6 km Kumuliert: 465 mi, 744 km
Am Morgen lassen wir uns Zeit bevor wir Hiker Heaven verlassen. Ein toller Ort und auch die Hiker Heaven Hunde sind traurig, dass wir gehen. Bevor wir uns aus Agua Dulce auf den Weg machen, wird jedoch noch einmal ordentlich gefrühstückt.
Auf dem Weg kommen wir nicht weit, denn wir treffen andere Hiker, die gerade den norwegischen Unabhängigkeitstag feiern. Sekt in der Wüste bekommt man nicht jeden Tag. Also wird sich hingesetzt und mitgetrunken.
Anschließend geht es noch ein paar Meilen weiter und ich merke wie meine neuen Schuhe drücken. Ich hoffe, dass sie nur richtig eingelaufen werden müssen, sehe Abends im Zelt jedoch eine Blase am Fußballen. Mal schauen wie sich das entwickelt.
Tag 44: Ankunft in Casa de Luna
Tag: 19. Mai 2019 Distanz: 13 mi, 20,8 km Kumuliert: 478 mi, 764,8 km
Am nächsten Tag geht es wieder früh los und unser Tagesziel ist „Casa de Luna„. Ein Ort, ähnlich wie Hiker Heaven, für Hiker zum entspannen und Kraft tanken. Der Weg ist an diesem Tag relativ unspektakulär und ich bin mehr mit meinen Blasen an den Füßen beschäftigt als mit der Umgebung.
Während einer Pause entspannen wir alle und ich koche Tee für uns. Als Nils sich mit einem mal umdreht, stößt er aus Versehen den Teetopf um und das fast kochend heiße Wasser spritzt auf meinen Bauch. Ein höllischer Schmerz durchströmt mich und ich sehe, wie sich an einer kleinen Stelle die Haut vom Fleisch löst. Lila leistet erste Hilfe und gibt mir Spezialsalbe. Ein großes Pflaster deckt die Wunde ab. Jetzt hoffe ich, dass sich das Ganze nicht entzündet und wir laufen weiter.
In Casa de Luna angekommen, erhält jeder von uns ein Hawaii Hemd. Das ist Pflicht für jeden Hiker. Der Trailangel „Hooshodady“ (Who’s your dady) gibt uns eine Einweisung. Neben vielen bekannten Gesichtern sehe ich auch viele neue Hiker in Casa de Luna und freue mich auf das Abendessen.
Zu guter Letzt müssen alle Hiker noch einen improvisorischen Tanz ablegen, um ein „Hiker to Town“ Bandana zu erhalten. Dieses Bandana ist ein beliebtes Erinnerungsstück vom PCT. Anschließend gehe ich in meinen Schlafsack.
Tag 45: Ein ungeplanter Ruhetag
Tag: 20. Mai 2019 Distanz: 0 mi, 0 km Kumuliert: 478 mi, 764,8 km
Am nächsten Morgen wache ich in meinem Zelt auf und es regnet in strömen. Viele Hiker bauen ihre Zelte ab und fahren in ein Hotel, andere kommen gar nicht erst aus ihren Zelten heraus.
Ich begebe mich zum Frühstück und sehe Lila, Débo und Nils in einem Sofa sitzen. Unser einstimmiger Beschluss: wir gehen heute nicht auf den Trail. Stattdessen wird kurzerhand beschlossen nach Lancester ins Kino zu fahren.
Da die Anderen einen Gruselfilm schauen wollen, bin ich raus. Gruselfilme sind nichts für mich und die anderen Filme sind auch nicht erste Sahne. Ich entspanne bei einem Kaffee und einer guten Internetverbindung bei Starbucks neben dem Kino.
Abends im Zelt schaue ich mir meine Brandwunde am Bauch an und bin zufrieden. Es tut noch höllisch weh, hat sich jedoch nicht entzündet und scheint gut zu heilen. Glück gehabt.
Tag 46: Meine Blasen werden schlimmer
Tag: 21. Mai 2019 Distanz: 18 mi, 28,8 km Kumuliert: 496 mi, 793,6 km
Am nächsten Morgen sieht das Wetter wieder besser aus und wir laufen los. Als die Sonne durchbricht wird die Gelegenheit genutzt, um alle Sachen zu trocknen. Nils findet an diesem Tag riesige Tannenzapfen und ist begeistert.
Am Abend habe ich ziemliche Schmerzen an beiden Fußballen. Es haben sich dicke Blasen gebildet und ich versuche diese so gut wie möglich zu verarzten. Bei meinen anderen Altra Schuhen hatte ich keine Probleme. Ich hätte das Modell nicht wechseln sollen.
Tag 47: 500 PCT Meilen und eine skurrile Stadt
Tag: 22. Mai 2019 Distanz: 21 mi, 33,6 km Kumuliert: 517 mi, 827,2 km
Am Morgen ist es nebelig und wir starten früh. Heute muss mehr Wasser mitgeschleppt werden, da es eine Warnung für einen Wassertank gibt. Ein Bär ist in den Wassertank gefallen und ertrunken. Ich treffe später Matt und er bestätigt, dass es verdammt eklig aus dem Wassertank gerochen hat: „Da lag definitiv etwas großes totes drin.“ Der alternative Wassertank ist etwas provisorisch aber er erfüllt seinen Zweck.
Nach vier Meilen erreichen wir die 500 Meilen Marke und frühstücken erst einmal. Ich nutze die Gelegenheit und schaue nach meinen Blasen. Noch immer schmerzhaft und keine Besserung. Ich beschließe langsamer zu laufen, um in Hiker Town anzukommen. Eine gute Gelegenheit die tollen Aussichten zu genießen.
Ankunft in Hiker Town
In Hiker Town angekommen finden wir niemanden vor. Hiker Town ist eine Art „Western Stadt“ im alten Stil, in der Hiker schlafen können. Die Stadt wirkt jedoch wie ausgestorben. Drei Katzen begrüßen uns und ein Herr in Lederjacke kommt aus einer Garage. „Alles ausgebucht, aber ich kann euch einen Shuttle rufen, der fährt euch zum Café.“. Ein Auto mit Hikern kommt um die Ecke, „Ahhh da ist der Shuttle schon.“. Der Mann dreht sich um und will gehen. Als ich ihn Frage wer uns fährt, schaut er etwas genervt und meint: „Ihr fahrt selber. Ihr könnt doch fahren oder?“
Nils setzt sich hinters Steuer, Lila und Débo auf den Rücksitz, ich auf den Beifahrersitz. Es fühlt sich so an, als ob das Auto jederzeit auseinanderfallen könnte. Beim deutschen TÜV hätte es keine Chance. Der Mann schaut zu, wie Nils versucht das Auto zu starten. Abgewürgt… nochmal, es klappt. Der Mann ruft noch: “ Vier Meilen der Straße folgen und dann links! Der Tank ist fast alle. Ich hoffe es reicht noch so weit. Achso und die Batterie macht auch nicht mehr lange mit. Ihr schafft das schon irgendwie. Viel Glück!“
Nach ein paar Minuten kommen wir irgendwie und mit viel Glück an dem Café an, welches Café, Supermarkt, Tankstelle und Rathaus in einem ist. Hier gibt es Bier und warmes Essen. KingOlli hat heute Geburtstag, das muss gefeiert werden. Am Ende schlafen wir mit ca. 10 anderen Hikern auf dem Fußboden im Rathaus Büro, weil eine stürmische Nacht vorhergesagt wurde und Zelten nicht empfohlen wird. Manchmal kann es so einfach sein.
Tag 48: Das Los Angeles Aquädukt
Tag: 23. Mai 2019 Distanz: 17 mi, 27,2, km Kumuliert: 533 mi, 852,8 km
Der Sturm der Nacht ist vorüber, doch die Wettervorhersage verheißt nichts Gutes. Viele Hiker beschließen 2 Ruhetage einzulegen, bis sich das Wetter gebessert hat. Nach einem ordentlichen Frühstück beschließen wir, trotz der schlechten Wettervorhersage, auf den Trail zu gehen. Es scheint im Augenblick die Sonne, es herrscht ein leichter Wind und die Temperatur liegt bei 6°C. Das ist ziemlich kalt für diese Jahreszeit. Normalerweise wird dieser Abschnitt in der Nacht gelaufen, da die Temperaturen tagsüber auf über 43°C ansteigen können und es kaum Schattenplätze gibt.
Wir laufen also gegen 11.00 Uhr los und erreichen unseren Campspot gegen 19:00 Uhr. Der Weg ist irgendwie eintönig, ich genieße ihn dennoch, da man einfach laufen kann und nicht bei jedem Schritt aufpassen muss.
Tag 49: Das Unwetter ist im Anmarsch
Tag: 24. Mai 2019 Distanz: 17 mi, 27,2, km Kumuliert: 550 mi, 880 km
Am Morgen geht es noch einige Meilen am Los Angeles Aquädukt entlang, vorbei an einem großen Windpark hinein in die Berge, welche in dunklen Wolken gefangen sind.
Ich ziehe früh meine Regenjacke an, da ich das Gefühl habe es könnte jederzeit anfangen zu regnen. Nach einer längeren Pause an einem kleinen Bach schlägt das Wetter um. Dichter Nebel zieht auf und es fängt an zu hageln, zu regnen und zu stürmen. Der Wetterbericht hat Recht behalten.
Ich laufe so schnell ich kann und komme im Camp an. Ich baue mein Zelt auf, schlüpfe in meinen Schlafsack und hoffe, dass ich in der Nacht nicht friere. Die Luftfeuchtigkeit liegt bei gefühlten 100% und es ist verdammt kalt. Morgen geht es in die Stadt Tehachapi, wo wir einen Ruhetag planen.
Die siebte Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber und das Wetter war wieder nicht optimal. Es geht dennoch weiter auf dem PCT und ihr könnt gespannt sein. Hier geht es direkt zur PCT Woche 8.
Falls euch dieser Beitrag gefallen hat, freue ich mich über ein Like, ein Herz oder ein Lächeln auf eurem Gesicht. Falls ihr Fragen, Anregungen oder Kritik habt, freue ich mich auf eure Kommentare.
Die sechste Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber und es ging von Wrightwood ab Meile 372 bis Hiker Heaven bei Meile 455. Was alles in PCT Woche 6 passiert ist, erfährst du in diesem Beitrag. Falls du den Beitrag der fünften Woche verpasst hast, hier geht es zum Beitrag: PCT Woche 5.
Tag: 10. Mai 2019 Distanz: 12 mi, 19,2 km Kumuliert: 384 mi, 614,4 km
Heute geht es auf Mount Baden Powell hinauf. Ein Wetterumschwung ist angekündigt obwohl beim Zeltabbau noch alles gut aussieht. Eine Nebelwand nähert sich und verschlingt uns in einem Zug. Es fängt an zu regnen und der Anstieg auf den Berggipfel im Schnee ist mörderisch. Ohne Mikrospikes ist es fast unmöglich den Berg hinaufzusteigen. Das nachfolgende Video hat David „Biscuit“ am selben Tag aufgenommen.
Ich komme oben auf dem Gipfel an und friere. Schnell ein Erinnerungsfoto machen und ein kurzer Smalltalk mit zwei einheimischen Tageswanderern. Normalerweise kann man von hier bis nach L.A. sehen, heute ist die Sicht leider bei Null.
Ich will so schnell wie möglich absteigen, da es eiskalt ist. In einer kleinen Gruppe geht es bergab. Es ist verdammt eisig und gefährlich, den Weg kann man weder sehen noch erahnen. Mit einem mal rutsche ich aus. Es geht alles so schnell, dass ich nicht mehr reagieren kann. Ich rutsche über einen Felsen und durch Schnee. Nach vier Metern werde ich von einem jungen Baum gestoppt und komme zum Stehen – Glück gehabt.
Ich stehe unter einem kleinen Schock. Ein falscher Tritt kann hier fatale Folgen haben. Ich klettere zurück auf den Pfad und die Anderen helfen mir. Nach weiteren Meilen und einen kurzen Umweg kommen wir völlig erschöpft am Little Jimmy Campground an. Ich versuche mit Nils (OilKing) vergebens ein Feuer zu machen. Das Holz ist zu Nass. Zu allem Überfluss fängt es in diesem Augenblick an in Strömen zu regnen. Alle verkriechen sich in Ihren Zelten und versuchen irgendwie warm zu bleiben. Ein kalter, nasser und kräftezehrender Tag geht zu Ende.
Tag 37: Der Tag nach der regnerischen Nacht
Tag: 11. Mai 2019 Distanz: 17 mi, 27,2 km Kumuliert: 401 mi, 641,6 km
Am nächsten Morgen starten wir früh. Es regnet und alles, wirklich alles ist Nass. Um in Schwung zu kommen beginnen wir den Tag mit ein paar Aufwärmübungen. Yoga im Regen bei 3°C. Anschließend geht es los. Nach einem steilen Aufstieg kommt die Sonne hervor und wir beschließen auf einem leeren Parkplatz unsere Sachen zu trocknen.
Andere Hiker gessellen sich dazu. Der örtliche Sherrif hält kurz an, erkundigt sich ob es allen gut geht und fährt amüsiert weiter. Er ruft noch aus dem Auto: „Sieht aus wie auf dem Flohmarkt, hahaha.“ Die Laune steigt bei allen wieder an und jeder erzählt, wie er die Nacht überstanden hat. Am schlimmsten hat es wohl Lila (Rabitt Rabbit) getroffen. Sie erzählt, wie ihr am Vorabend der volle Camelbag im Zelt ausgelaufen ist und sie mit Ihrem Teebecher das Zelt geleert hat. Draußen eiskalt und Regen, im Zelt eiskalt und Swimmingpool – kein Spaß.
Nachdem alles trocken ist geht es auf der Landstraße weiter. Der PCT ist in diesem Bereich aus Naturschutzgründen gesperrt. Zurück auf dem Trail fängt es an zu Hageln. Die Hagelkörner haben einen Durchmesser von knapp 0,6 mm und ich merke sie durch drei Lagen Klamotten auf meiner Haut. Das Wetter meint es nicht gut mit uns. Wir passieren die 400 Meilen Marke und machen am nächsten Campground Stop. Ein kleines Feuer bringt den Tag zu einem guten Abschluss.
Tag 38: Bären-Training und Trailmagic
Tag: 12. Mai 2019 Distanz: 17,5 mi, 28, km Kumuliert: 418,5 mi, 669,6 km
Am Morgen geht es wieder früh los. Zum Aufwärmen machen wir Bären-Thaibox-Training mit einem Baum. Unsere Kick- und Schlagtechniken sind sehr erfolgversprechend.
Nach einem kleinen Frühstück vertiefe ich mich in ein Hörbuch auf Audible: „[atkp_product id=’3343′ link=’yes‘]The Secret Race von Tylor Hamilton[/atkp_product]“ ([atkp_product id=’3346′ link=’yes‘]Hier geht’s zum Audible-Probeabo »[/atkp_product]), welches mich in seinen Bann zieht. Wer die Tour de France in den 90igern und 2000ern verfolgt hat, wird dieses Buch verschlingen und den Radsport mit anderen Augen sehen.
Am Abend liegen fast alle sehr früh in ihren Zelten und sind ko. Als in der Dämmerung ein Truck mit drei Leuten auf dem Parkplatz hält und der Fahrer ruft: „Ist noch jemand wach? Wir haben Kuchen!“, klettern alle aus ihren Zelten und genießen die erneute Trailmagic. Es gibt nichts schöneres.
Tag 39: Bienen auf dem Pacific Crest Trail
Tag: 14. Mai 2019 Distanz: 17,5 mi, 28 km Kumuliert: 436 mi, 697,6 km
An diesem Tag gibt es verdammt viele Bienen auf dem PCT zu sehen und einige Hiker werden auch gestochen. Ich komme gut davon, beschließe jedoch zur Mittagspause mein Fliegennetz aufzusetzen. Sicher ist sicher.
Am Nachmittag höre ich wieder mein Hörbuch und erreiche den Zeltplatz etwas später als die Anderen. Auf dem Zeltplatz gibt es einen Ranger der Softdrinks verkauft. Ich hole mir eine Cola, eine Fanta und eine Sprite. Ich habe Lust auf alle Geschmäcker. Auch wenn der Zeltplatz direkt untet Stromleitungen liegt, die höllisch laut brummen, schlafe ich gut. Ich stelle mir einfach vor, dass es ein Meeresrauschen ist.
Tag 40: Auf dem Weg nach Hiker Heaven
Tag: 15. Mai 2019 Distanz: 18,5 mi, 29,6 km Kumuliert: 454,5 mi, 727,2 km
Unser heutiges Ziel ist Hiker Heaven in Agua Dulce. Ein Ort, von Trailangeln für Hiker zum Ausruhen und Kraft tanken. Vorher geht es jedoch durch atemberaubende Natur und den Vasquez Rocks Country Park.
Der Vasquez Rocks Country Park hat besondere Steinformationen, die in vielen Filmen als Kulisse dienen. Dazu gehörten unter anderem Star Trek, Planet der Affen und die Serie Bonanza.
In Agua Dulce angekommen gehen wir in ein mexikanisches Restaurant und schlagen uns den Bauch voll. Zum Nachtisch gönnen wir uns zu viert 1,5 Liter Eiscreme. Das Motto lautet: Kalorien auffüllen. In Hiker Heaven angekommen sehen wir viele vertraute Gesichter wieder und entspannen am Lagerfeuer.
Tage 41 und 42: Ruhetage in Hiker Heaven
Tag: 16. und 17. Mai 2019 Distanz: 0 mi, 0 km Kumuliert: 454,5 mi, 727,2 km
Es sind zwei Ruhetage geplant, da das Wetter mit viel Regen nicht so optimal aussieht. Am ersten Ruhetag stehen Ausrüstung und Essen einkaufen auf dem Plan. Mit einem Uber kommen wir zu viert für 40$ in den Norden von L.A. und stürmen einen REI Store (Outdoor Laden).
Ich hole mir neue Schuhe und zwei paar Socken, Nils braucht einen neuen Rucksack und auch Lila und Débo holen Sachen, die sie erneuern müssen. Danach fährt uns ein freundlicher Amerikaner zu einem Elektromarkt von dem wir anschließend einfach zu einem Supermarkt kommen, um Essen für die nächsten Tage zu kaufen. Am Abend kochen wir wieder leckeres Essen in Hiker Heaven und lassen den Tag ausklingen.
Der zweiten Tag gestaltet sich sehr einfach. Wir ruhen uns einfach nur aus, spielen Gitarre, schauen Filme oder machen Yoga. Die Woche endet an einem verregneten Tag in totaler Entspannung.
Die sechste Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber und klingt in Hiker Heaven ruhig aus. Seid gespannt wie es weiter geht. Hier geht es direkt zur Woche 7.
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Die fünfte Woche auf dem Pacific Crest Trail ist vorüber und ich hatte meine ersten Grenzerfahrungen. In PCT Woche 5 ging es von Big Bear ab Meile 284 bis nach Wrightwood Meile 372. Falls du den Beitrag der vierten Woche verpasst hast, hier geht es zum Beitrag: PCT Woche 4.
Tag: 03. Mai 2019 Distanz: 17 mi, 27,2 km Kumuliert: 301 mi, 481,6 km
Am nächsten Morgen untersuchen wir den Campground nach Spuren ab, finden jedoch nichts brauchbares. Die Nacht steckt noch in den Knochen und Nils ist sich nicht sicher, welches Tier vor seinem Zelt geknurrt hat. Es geht also wieder auf den PCT.
Ein paar Meilen nach der ersten Pause knicke ich mir mein rechtes Fußgelenk um und sacke vor Schmerzen zusammen. Die anderen Fragen ob alles in Ordnung ist und ich murmle, dass es ok ist. Ich stehe auf und merke noch immer den Schmerz. Gebrochen ist nichts aber es fühlt sich gestaucht an. Langsam gehe ich weiter. Nach weiteren Meilen komme ich an einen Bach mit guter Strömung an. Lila und Débo machen gerade Pause. Ich setze mich dazu und lege meinen geschwollenen Fuß ins eiskalte Wasser.
Der Schmerz lässt etwas nach und ich versuche mein Bestes auf dem Trail. An der Deep Creek Bridge laufen Nils und ich weiter. Lila und Débo bleiben dort zum Campen. Ich brauche einen guten Tagesabschluss, denn mein Fuss schmerzt noch immer. Meine Belohnung: die 300 Meilen Marke auf dem PCT. Nachdem wir diese erreicht haben, suchen wir uns einen Campspot und ich schlafe zufrieden ein.
Tag 30: Wellnesstag an den Hots Springs
Tag: 04. Mai 2019 Distanz: 12 mi, 19,2 km Kumuliert: 313 mi, 500,8 km
Heute ist ein entspannter Tag angesagt, denn die Deep Creek Hot Springs stehen auf dem Plan. Die Hot Springs sind natürliche Quellen mit heißem Wasser und ein beliebtes Ausflugsziel. Vorher müssen jedoch 8 Meilen zurück gelegt werden.
Lila und Débo holen Nils und mich am Campground ein und wir machen gegen 11 Uhr eine erste Pause an einem paradiesischen Ort mit Fluss und kleinen Wasserfällen. Die Sonne brennt auf uns nieder und ich zögere keine Sekunde: Klamotten aus und rein ins kalte Wasser. Eine gute Erfrischung und ich lasse mich anschließend auf einem großen Stein von der Sonne trocknen. Ich bin entspannt wie an einen Wellnesstag mit Saunabesuch. Gegen 13:00 Uhr geht es weiter Richtung Hot Springs.
An den Hot Springs angekommen bin ich mehr als froh schon vorher gebadet zu haben. Viele Menschen, überall Müll und Kackhaufen mit Klopapier in den Büschen. Ich lasse den anderen den Vortritt zu den Hot Springs, suche mir ein Plätzchen am Strand und beschließe zu schlafen. Die anderen drei inspizieren die Hot Springs und sind begeistert. Ich verzichte… Nach ein paar Stunden Entspannung geht es weiter aus dem PCT.
Es gibt wieder einen fantastischen Sonnenuntergang zu sehen und wir schlagen am Strand des Mojave River Forks Damm unser Lager auf. Nils und ich Cowboycampen, Lila und Débo bauen ihre Zelte auf.
Tag 31: Silverwood Lake
Tag: 05. Mai 2019 Distanz: 15,1 mi, 24,16 km Kumuliert: 328,1 mi, 524,96 km
Heute geht es am Silverwood Lake entlang. Ein Stausee mit schönen Stränden, die jedoch mit Müll übersät sind. Egal, wir machen eine lange Pause und entspannen am See.
Ein Campingplatz liegt direkt am Silverwood Lake und wir beschließen dort zu Campen. Das Highlight des Campgrounds: man kann Pizza bestellen. 40$ für eine Pizza und ein Sixpack Bud Light… man lebt nur einmal.